Fritz Claus

Vor 150 Jahren: Der "Sänger des Pfälzerwalds" erblickt das Licht der Welt

Veröffentlicht am 10. Januar 2003
Signierte Porträtphotographie von Fritz Claus in der Kleidung eines Pfarrers.
Fritz Claus, einer der populärsten Heimatdichter der Pfalz.

Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert galt er als einer der populärsten Heimatdichter der Pfalz: Fritz Claus. Das war sein Pseudonym. Sein richtiger Name war Martin Jaeger. Am 5. August 2003 jährt sich sein Geburtstag zum 150.Mal. Seine Wiege stand in Martinshöhe auf der Sickinger Höhe, wo Johann Martin Jäger 1853 als Sohn des Lehrers Johannes Jaeger und der Maria, geb. Würrer geboren wurde. Seine Kindheit war überschattet vom frühen Tod der Eltern: 1858 starb seine Mutter in Bann, 1861 der Vater in seinem letzten Wirkungsort Bruchweiler. Mit neun Jahren war Martin Jaeger bereits Vollwaise. Er kam zu seinem Großvater väterlicherseits nach Münchweiler an der Rodalb. Hier besuchte er die Volksschule, half dem Großvater bei der Arbeit in Feld und Wald, hütete Vieh und Gänse und heckte mit Gleichaltrigen so manche Bubenstreiche aus. 1864 kam er in die Obhut seines Onkels Martin Würrer, damals katholischer Pfarrer in Ramberg, wo er zur ersten heiligen Kommunion ging.

Als er schon 14 Jahre alt war, durfte er „nach langem Bitten“, wie er selbst schrieb, die Lateinschule in Annweiler besuchen. Mit der Versetzung des Onkels nach Geinsheim wechselte Martin Jaeger auf die Neustadter Lateinschule. Anschließend besuchte er das bischöfliche Konvikt in Speyer. Ab 1875 studierte er Theologie in München. 1879 wurde er von Bischof Josef Georg von Ehrler in Speyer zum Priester geweiht. Seine ersten Wirkungsorte waren Trulben, Frankenthal und Landau. Schon dort widmete sich der junge Kaplan der pfälzischen Mundartdichtung und veröffentlichte Gedichte in verschiedenen Unterhaltungsblättern. Hier brachte er 1884 den ersten Band seines Büchleins „Fröhlich Pfalz, Gott erhalt’s. Gedichte und Sagen“ heraus. In seinem Vorwort bezeichnete er seine poetischen Werke als „einfache, bescheidene Kinder der Muse“, mit denen er der Leserschaft „eine angenehme Stunde zu bereiten“ gedenke.

Cover des Gedichtbands 'Fröhlich Pfalz, Gott erhalt's' von Fritz Claus
Gedichtband 'Fröhlich Pfalz, Gott erhalt's' von Fritz Claus.

Nachdem das Bändchen schon binnen Jahresfrist vergriffen war, entschloss er sich, ermuntert von Freunden, zu einer Erweiterung seiner Anthologie. 1889 publizierte er, von seinem damaligen Wirkungsort Kirchmohr in der Westpfalz aus, den zweiten Band von „Fröhlich Pfalz, Gott erhalt’s“. Zu jener Zeit schrieb er auf Bitten des Pfarrers Disson von Waldfischbach eine Abhandlung über Legende, Sage und Geschichte der Wallfahrtsstätte „Maria Rosenberg“, die er später beträchtlich erweiterte und die 1911 in vierter Auflage (357 Seiten) erschien. Von Kirchmohr, wo er seit 1885 wirkte und sich großer Beliebtheit erfreute, kam Jaeger 1893 als Stadtpfarrer nach Zweibrücken. Auch hier war er schriftstellerisch außerordentlich aktiv und bereitete unter anderem die dritte und von der graphischen Gestaltung wohl schönste Auflage von „Fröhlich Pfalz, Gott erhalt’s“ vor, die 1909 im Verlag der Zweibrücker Volkszeitung erschien und mit zahlreichen Zeichnungen, Radierungen und Scherenschnitten des Karlsruher Künstlers Willi Münch illustriert ist.

In den Jahren 1900 und 1901 veröffentlichte Claus die beiden Bändchen „Im Pfälzerwald“. Der erste Teil ist dem Städtchen Landstuhl, das ihm seit seinen Kindertagen, vor allem seit seiner Amtszeit im unweit davon gelegenen Kirchmohr bestens vertraut war. Darin beschreibt er nicht nur die Sickinger Burg, sondern beispielsweise auch das Waisenhaus und die beiden Kur- und Wasserheilanstalten, deren Fangokuren und Moorbäder einst weit und breit geschätzt wurden und vielen Menschen Heilung brachten. Im zweiten Teil seines „Pfälzerwaldes“ befasste sich der Autor unter anderem mit den Burgen Hohenecken und Wilenstein, dem Karlstal und dem Aschbacherhof. Die Prosatexte werden dabei immer wieder mit Gedichten aufgelockert.

Groß ist die Zahl der Bühnenwerke aus der Feder Fritz Claus‘, wie zum Beispiel das Lustspiel „Der Wucherer“ (1890), „Pietro, der Wilderer“ (1893), „Der Gladiator“ (um 1893), „Der Peter vun Bermesens“, „Uf de Bärejagd“ (1913) und „Weihnachten“ (1916). Einige dieser Stücke wurden mit großem Erfolg von verschiedenen pfälzischen Laienbühnen aufgeführt. Nach der Uraufführung des dramatischen Gedichts „Die Martyrer“ 1902 im Stadttheater in Zweibrücken schrieb die „Pfälzer Zeitung“ damals überschwänglich:

„Eine dichterische Schöpfung, die den ‚Martyrern‘ gleichkommt, ist auf der Bühne des hiesigen Theaters wohl noch nie zur Aufführung gelangt“.

1902 war Fritz Claus einer der Initiatoren des Pfälzerwald-Vereins, an dessen „stürmischer Aufwärtsentwicklung“ (Rainer Rund) er großen Anteil hatte, so dass er bald als einer der ersten Ehrenmitglieder in die Annalen dieser Wandervereinigung eingehen sollte. Seinem Einsatz ist auch die Errichtung des Luitpoldturmes auf dem Weißenberg beim Hermersbergerhof zu verdanken.

1909 wurde Pfarrer Jaeger nach Edenkoben versetzt, wo ihm der Titel „Geistlicher Rat“ verliehen wurde. Am 6. Februar 1923 starb Fritz Claus im 70. Lebensjahr. Drei Tage später wurde er unter großer Beteiligung der Bevölkerung und der pfälzischen Geistlichkeit auf dem Edenkobener Friedhof bestattet. Selbst der Speyerer Bischof gab ihm das letzte Geleit. Das katholische Sonntagsblatt „Der christliche Pilger“ schrieb damals:

„Trotz seiner Hingabe an seinen seelsorgerlichen Beruf fand Pfarrer Jäger Zeit, in Lied und Wort seine Heimat zu feiern und die Schönheiten der Natur und des Pfälzer Landes den für Fritz Claus begeisterten Pfälzern nahe zu bringen. Er verstand seine Heimat und sein Volk, und seine auf Pfälzer Humor und pfälzische Sitte gerichteten Lieder und Theaterstücke werden Pfälzer Volksgut bleiben.“

In Gedenksteinen, Straßennamen, Wanderwegen, einem Weinlehrpfad und einer Hütte des Pfälzerwald-Vereins lebt der Name des engagierten Pfarrers, Wanderfreundes und Poeten weiter. Eine Auswahl seiner Gedichte und der in Versform verfassten Sagen hat Franz L. Pelgen unter dem Titel „Mer sein Pälzer“ im Verlag Pfälzer Kunst 1983 herausgegeben.

Roland Paul


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