Fritz Neumayer

Vor 50 Jahren: Der Erste Bundesminister aus der Pfalz

Veröffentlicht am 10. Januar 2002
Porträtphotographie eines älteren Fritz Neumayer nur der Kopf zu sehen.
Fritz Neumayer

Als erster Pfälzer stieg Fritz Neumayer aus Kaiserslautern vor 50 Jahren, am 16. Juli 1952, zum Bundesminister auf. Zunächst für Wohnungsbau zuständig, leitete der FDP-Politiker von 1953 bis 1956 im Kabinett von Bundeskanzler Konrad Adenauer das Justizressort.

Fritz Neumayer, geboren 1884 in Kaiserslautern, entstammte einer alten pfälzischen Juristenfamilie. In seinem Elternhaus verkehrte auch Gustav Stresemann, Reichskanzler und langjähriger Außenminister der Weimarer Republik. Schon der Großvater Neumayers war Rechtsanwalt und nationalliberaler Abgeordneter im bayerischen Parlament, ebenso der Vater. Ein Großonkel, der bekannte Naturwissenschaftler Georg von Neumayer, gründete die deutsche Seewarte in Hamburg und gilt als Vater der Antarktis-Forschung; das Pfalzmuseum für Naturkunde in Bad Dürkheim hat ihm eine kleine Dauerausstellung gewidmet.

Fritz Neumayer studierte Rechtswissenschaften in Würzburg, Berlin, Leipzig und Straßburg. Nach dem Assessorexamen arbeitete er von 1911 an als Rechtsanwalt in Kaiserslautern. Beim demokratischen Wiederaufbau engagierte sich Neumayer, 1945 zum Landgerichtspräsidenten in Kaiserslautern berufen, gemäß seiner Familientradition in der Freien Demokratischen Partei (FDP). Er ließ sich 1946 in die beratende Landesversammlung von Rheinland-Pfalz und 1947 in den ersten Landtag wählen. Unter Ministerpräsident Peter Altmeier übernahm er das Ministerium für Wirtschaft und Verkehr, das er bis 1948 führte. Nach seiner Wahl in den ersten Deutschen Bundestag 1949 setzte er sich vor allem für die Unabhängigkeit der Richter ein.

Im Sommer 1952, nach dem Tod seines Parteifreundes Eberhard Wildermuth, übernahm Neumayer dessen Nachfolge als Bundesminister für Wohnungsbau. Der Bau von seit 1953 jährlich mehr als einer halben Million Wohnungen in der Bundesrepublik trug zur “innenpolitischen Absicherung der Westintegration” bei, schreibt der Zeithistoriker Christof Kleßmann.

Nach der Bundestagswahl 1953 wechselte Neumayer das Ressort. Der Pfälzer wurde nach Thomas Dehler, dem streitbaren Liberalen, der zweite Justizminister in der Geschichte der Bundesrepublik. Als sein größtes Verdienst gilt sein Einsatz für den Fortgang einer Strafrechtsreform. 1956 schied Neumayer zusammen mit den anderen Bundesministern der FDP aus seiner Partei aus und trat der neu gegründeten Freien Volkspartei (FVP) bei; im Oktober 1956 verlor er sein Ministeramt. Der 80 Jahre alte Adenauer begründete die Entlassung des 72-jährigen Kabinettskollegen mit dem Bemerken, es sei Zeit, jüngeren Personen das Feld zu überlassen.

Neumayer, verheiratet und Vater von vier Kindern, verbrachte seinen Lebensabend in München. Begraben aber liegt er in seiner Geburtsstadt Kaiserslautern, wo er bis zu seinem Tod 1973 auch Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrates der Pfaff AG blieb.

Dr. Theo Schwarzmüller


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